Weils so schön war, gleich noch die Fortsetzung des Kapitels!
Das volle Programm könnt Ihr nach wie vor hier einsehen!
Ape - Ein Onlineroman
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Das hässliche Entlein - Das hässliche Apelein
Jedes Märchen trägt ja einen Funken Wahrheit in sich. Aber die Geschichte des hässlichen Entlein, geschrieben von Christian Andersen trifft vermutlich genau auf die Entwicklung meiner Ape vom hässlichen Entlein zum wunderschönen Schwan (Räusper) zu. Jedenfalls fühlte ich mich dann doch etwas enttäuscht, als ich zusammen mit meinem Vater und Meggie durch den antiken Uhrenladen in den Hinterhof des Selbigen schritt und um dann doch eine Ape in einem eher desolatem Zustand vorzufinden. Ich war immer der Meinung wenn man ein Fahrzeug verkauft, versucht man noch etwas das Fahrzeug zu säubern und zu putzen. Aber Meggie schien von All dem nichts zu halten und so verbarg sich die kleine schwarze Ape zwischen einem Berg Brettern und irgendwelchen zerrissenen Planen die den Eindruck erweckten als seien sie verschlissene Mullbinden einer umherwandernden Mumie aus der ägyptischen Antike. Kaum befreit von dem ganzen Plunder sah ich schon, dass sie auch nicht der Beschreibung entsprach die Meggie in die Ebayauktion notierte. „Few Bumps“, sprich ein paar Dellen, so die Herabspielung der eher kraterähnlichen Dullen die dieses Fahrzeug in seiner Karosserie trug. Über den Rest der Beschreibung mag ich gar nicht mehr berichten, da es alles andere als die Wahrheit war, was Meggie anpries. „Thats Dixie!“, so der Name wie sie diese Ape taufte. Vielleicht wusste sie nicht, dass wir Deutschen den Namen „Dixi“ mit einer auf einem Rockfestival stehenden Plastiktoilette assoziieren. Und irgendwie machte sie auch genau so einen Eindruck wie sie da in dem Schrott vollbeladenen Hinterhof in Dorset England stand. Aber drückt man beide Augen ganz eng zusammen versprüht die kleine englische Ape mit all ihren Dullen und Kratzern einen gewissen Charme. Irgendwie genau das Gegenteil von unserer weissen Ape wo noch alles „shiny“ gewesen ist. Maggie bemerkte wohl auch unsere Enttäuschung über den Zustand und ging noch 100 Pfund (Englische Währung) vom Preis runter. Da waren wir jetzt in einem Zwispalt. Auf der einen Seite die lange Anfahrt von annähernd 1000 Kilometer und zum zweiten der Zustand der Ape. Sollten wir mit leeren Händen wieder Heim kehren? Haben wir mit sagenhaften 80 km/h unseren Apeanhänger quer durch Deutschland, Frankreich und England geschippert? Oder das schon fast unausschlagbare Angebot der Uhrmacherin annehmen! Während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen blickte mich „Dixie“ schon fast mitleiderregend an und in diesem Moment war meine Entscheidung so gut wie gefällt. Was mich sehr zum Erstaunen bewegte war die Tatsache, dass Dixie nach all der langen Standzeit sofort ansprang und wie ein Hund der nach langer Zeit sein Herrchen wiedersieht sich freute endlich sich wieder bewegen zu dürfen. Wie vom Teufel bessesen bretterte ich die kleine Strasse hinter dem Uhrmachergeschäft rauf und runter und konnte fahrtechnisch wirklich keine Mängel feststellen. Ganz im Gegenteil! Unter der Blechpritsche pochte das Herz eines 85er Pinasco Aluzylinders. Diese Kraft war ich nach unserer Erfahrung mit der ersten Ape überhaupt nicht gewohnt. Wie als wolle sie sich von ihrer Vorbesitzerin auf schnellstem Wege trennen hüpfte ich mit ihr auf unseren extra für den Apetransport angefertigten Sportanhänger. Wäre sie wirklich ein Hund gewesen, so hätte sie noch einen eingekniffenen Schweif gehabt. Auch zeigte Vorbesitzerin Maggie keinen Abschiedsschmerz sondern erzählte uns noch die Geschichte dass die Ape vor ihrem Besitz einem Hausmeister gehört hatte. Jetzt erklärten sich auch die ganzen Dullen und Kratzer. Im ersten Augenblick hab ich mich auch auf dem Tacho versehen, als ich irgednwas mir „25“ und vielen Nullern gesehen haben. Zu erst dachte ich die Ape hätte 25.000 Kilometer auf dem Buckel. Bei genauerem Hinsehen hätte ich vielleicht zu dem Zeitpunkt erkennen können, dass es sich a.) um Meilen handelt und b.) eine Null sich zu viel in meinem Hirn eingebrannt hat. Also waren es keine 25.000 km sondern lediglich 2.500 Meilen. Für eine Ape in diesem Zustand eigentlich ein Armutszeugnis. Dennoch schunkelte sie jetzt fröhlich hinter uns her, retour nach Dover. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir vielleicht 20 Stunden auf unserer grossen Abenteuerfahrt.
Geplant war ein kleiner Zwischenstopp in der Nähe der Ablegestelle von Dover, wo wir eine kleine Pension fanden wo wir eventuell ein paar Stunden uns zur Ruhe betten könnten. In der Früh um 6.30 (Englischer Zeit) würde unsere Fähre wieder ablegen in Richtung Calais. Über 300 Kilometer schaukelte sich „Dixie“ auf ihrem Sportanhänger quer durch England hinter uns her. Selbst bei unseren kleinen Zwischenstops an Tankstellen oder Snack-Ins war die Ape auf unserem Anhänger ein Eyecatcher für die Engländer. Was mochten diese wohl gedacht haben als der Vor-Vor-Besitzer, der englische Hausmeister, mit Sack und Pack die Strassen entlang donnerte. Ob sie wohl das gleiche italienische Empfinden hatten wie ich es immer hatte als ich eine Ape sah?
Irgendwann sind wir dann auch in unserer kleinen Pension in Dover angekommen, die für die nächsen 4-5 Stunden unser Zuhause sein sollte. An Schlafen war eh nicht zu denken, da ich viel zu aufgeregt wegen unserer neuen Errungenschaft gewesen bin. Also was macht man noch am Abend in Dover? Die nächste Pinte ansteuern (zu Deutsch: Kneipe). Vor unserer Pension war noch ein gestrandeter Deutscher der zweifelhaft versuchte seine 70er Ente wieder zum Laufen zu bekommen. Seine Geschichten die er uns erzählte war mindestens genauso abenteuerlich wie sein Gefährt mit denen er diese durchgeführt hat. Nach einem mitleiderregenden Blick unter die Motorhaube dieses auch schon in die Tage gekommenen Gefährtes machten wir uns dann auf um das nächste Pub aufzusuchen. Dieses fanden wir auch. Ein Original! Rauchig, Stinkig, Versifft und es gibt einfach nur Bier! Fertig! Keine Diskussion oder sonst irgendwas. Man hatte vielleicht noch die Wahl zwischen einem Lager (Helles Bier) und einem Dunklem. Den Dialekt den die in diesem Schuppen gesprochen haben hätte ich eh nicht verstanden. Es ist ja nicht so, dass ich kein Englisch verstehe. Hab selber lange in den USA in Wichtita Kansas gelebt die auch einen sehr extremen Dialekt an den Tag legen. Da vermag es schon viel Phantasie diesen Dialekt zu interpretieren. Dann reisen wir gerne nach Schottland. Aber auch dieser Dialekt ist meines Gehörs gehörig! Obwohl auch in manchen Gebieten sich das Gälische mit dem Englischen so zu vermischen scheint, dass nur noch irgendein verbaler Brei dabei herauskommt. Aber immer noch verständlich. Und dann sind dann die Leute aus Dover. Die könnten genauso gut Chinesisch mit mir reden, ich würde kein Wort verstehen. So stammelten wir einfach „Pint...Beer!“ und schwubbs schon hatten wir unsere Bestellung auf dem Tresen stehen. Was die anderen Leute an der Theke so brabbelten vermochte ich nicht zu verstehen.
Wie es bei mir und meinem Vater so üblich ist, kam auch zu guter Letzt noch das Thema „Whisky“ auf, welches mir vermutlich auf dieser Faht entgültig den Rest gab. Obwohl es ja gefühlt nur die Halbzeit war.
Mein Vater und ich sind Whiskysammler und Liebhaber seit vielen Jahren. In guten Tagen und Jahren hatten wir so viele Whiskys in unserem Keller stehen, dass ich mir gewünscht hätte uns würde ein Erdbeben heimsuchen. Denn dann hätte wir in unserem Keller wohl den grössten Whisky-Swimmingpool der Welt gehabt. Die Briten, eher die Schotten haben ja eine ganz innige Beziehung zu dem „Wasser des Lebens“. In allen Variationen. Mit Eis, mit Wasser, mit Cola oder Sonstigem. Obwohl es ja ein Frevel ist einen guten Single Malt Whisky in irgend einer Art und Weise zu verfälschen. Aber an diesem Abend hat es mir eher das Leben ausgehaucht. Egal was für eine Marke oder Jahrgang da sich in meinem Glas befand. Vielleicht war es auch ganz einfach die Anstrengung des Tages die mich da einfach unter den Tisch gehaun hat, aber Wirkung zeigte es trotzdem. Aber es soll ja auch sehr gesund sein! So sagte schon einst Sir William Scott: „Whisky hilft gegen Schlangenbissen! Deshalb sollte man stets eine kleine Flasche Whisky bei sich haben ...und ausserdem eine kleine Schlange!“
Jedenfalls erwachte ich so ca. 3-4 Stunden später wieder im Halb-Delirum um unsere restliche Heimreise anzutreten. Mit Ape im Schlepp, die nach wie vor tapfer ihre Überholmanöver auf ihrem eisernen Anhänger versuchte.
Nach fast 2000 Kilometern waren wir endlich mit unserer wertvollen Fracht wieder im Heimathafen angekommen.
Ist es machbar in nur 52 Stunden nach England zu fahren und wieder zurück, eine Ape abzuholen, 3 Stunden Schlaf sich in die Birne zu haun, 5-6 Liter Cider und mindestens genausoviel Bier hinter die Binsen zu kippen und das alles unbeschadet überstehen? Ja es ist möglich! Wir haben es bewiesen. Und mit dieser Geschichte ist meine kleine schwarze Ape auch irgend etwas ganz Besonderes. Auch wenn sie noch nicht so aussah, für mich war sie bereits das hässliche Entlein, dass sich in einen schönen Schwan verwandelt